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Rhein-Erft-Kreis wappnet Berufskollegs für die digitale Zukunft

Rhein-Erft-Kreis. Die Bundestagswahl hat es deutlich gezeigt – Digitalisierung ist das Schlagwort der Stunde! Deshalb geht der Rhein-Erft-Kreis beim Thema Digitalisierung im Bildungsbereich konsequent voran.  Um die Berufskollegs im Kreisgebiet digital für die Zukunft aufzustellen, hat der zuständige Ausschuss für Schule des Kreistages in diesem Jahr zusätzliche Mittel in Höhe von 20.000 EUR für das das Goldenberg Europakolleg mit seinen zwei Standorten in Hürth und Wesseling und das Adolf-Kolping-Berufskolleg in Kerpen-Horrem bereit gestellt. In der Umsetzung unterstützt wird das zuständige Dezernat der Kreisverwaltung unter Leitung von Christian Nettersheim bei diesem Vorhaben von der Lucas-Nülle Stiftung. Während überregionale Maßnahmen nur langsam Fahrt aufnehmen, unterstreicht der Rhein-Erft-Kreis seine Ambitionen, eine führende Rolle bei Digitalisierung und Industrie 4.0 einzunehmen.

„Gerade im Bereich der gewerblich-technischen Bildung schreitet die Digitalisierung mit Hochdruck voran“, erklärt Christoph Müssener, Geschäftsführer bei der Lucas-Nülle GmbH. Das Unternehmen aus Kerpen-Sindorf bietet Trainingssysteme für die Berufsausbildung an und ist seit Jahrzehnten gut mit dem Markt vertraut. „Die Ausbildung zu Themen wie Industrie 4.0 prägt unser Portfolio immer mehr“, bestätigt Müssener: „Das Internet der Dinge verändert die Produktion und die Prozesse und wir müssen unsere Auszubildenden darauf vorbereiten. Auch die Art, wie wir lernen, hat sich verändert: Junge Menschen wollen viel lieber mit elektronischen Medien lernen.“

Eine Entwicklung, der sich das Goldenberg Europakolleg und das Adolf-Kolping-Berufskolleg stellen werden. „Das Thema Digitalisierung wird in den kommenden Jahren im Unterricht starkt an Bedeutung gewinnen.“, sind sich die Schulleiter Matthias Herwartz und Michael Helleberg sicher: „In einem Pilotprojekt werden wir in neun Klassen die Lernplattform VOCANTO einsetzen, die alle Inhalte für die Berufe Elektroniker für Automatisierungstechniker und KFZ-Mechatroniker auf dem Tablet bereitstellt. Damit sind wir im Land Nordrhein-Westfalen Vorreiter auf diesem Gebiet der digitalen Bildungsvermittlung.“

Matthias Herwartz führt seinen Standpunkt zum Sinn des Digitalisierungsprojektes weiter aus: „Unsere Gesellschaft braucht junge Menschen, die die Zukunft aktiv mitgestalten können und wollen. Sie dafür zu befähigen, war und ist die grundlegende Aufgabe der Berufskollegs. Neu in der aktuellen beruflichen Situation ist, dass die Prognosen, welche Kenntnisse morgen noch wichtig sind, zunehmend unsicher sind. Was aber als sicher erscheint ist, dass die Kompetenzen, sich neue Sachverhalte aneignen zu können, sich auf diese einstellen zu können, sich darüber austauschen zu können und sich eine Meinung machen zu können immer wichtiger werden.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen Nachwuchskräfte brauchen, die die digitale Transformation vorantreiben, sehen wir, als Berufskollegs, unsere Aufgabe darin, hier neue, moderne und auch digital gestützte Formen des Lernens als Grundlage des lebenslangen Lernens zu etablieren und insbesondere Lern- und Informationskompetenz in einem digitalen Umfeld auszubauen. Denn was schon erlebbar ist, ist, dass die Geschwindigkeit laufend zunimmt, in der alte Inhalte und auch Kompetenzen durch neue abgelöst werden müssen.

Dabei muss sich Teamfähigkeit und autonomes Handeln ergänzen. Genau in dieser Balance müssen vor dem Hintergrund eines umfassenden Systemverständnisses schnell und richtig Entscheidungen getroffen werden, um Stillstandszeiten auf ein Minimum zu reduzieren.“

Konkret wurden die beiden Berufskollegs vom Kreis mit 39 Ipads, 4 notwendigen Ladekoffern und der notwendigen W-Lan-Inftrastruktur ausgestattet. Außerdem stellt die Lucas Nülle Stiftung den Schulen weitere 15 Tablets zur Verfügung und stattet vier Klassen mit dem cloudbasierten Lernprogramm VOCANTO aus. Mit dieser neuen Lernsoftware kann das erforderliche Wissen in kurzer Zeit und sehr effizient angeeignet werden. Detaillierte 3D-Modelle helfen, Zusammenhänge von komplexen Systemen einfach zu verstehen. Das spart nicht nur Zeit, sondern macht den Auszubildenden auch Spaß.

Das Pilotprojekt wird wissenschaftlich begleitet vom „Institute of Electronic Business e. V.“, Prof. Dr. Schildhauer: „In der Studie gehen wir der Frage nach, welche relevanten Rahmenbedingungen, didaktischen Handlungsfelder und Akteure für eine nachhaltig erfolgreiche Integration von digitaler Lernsoftware in den Berufsschulunterricht beachtet werden müssen.“

„Mein Unternehmen ist seit 45 Jahren erfolgreich in der ganzen Welt, aber die Wurzeln liegen im Rhein-Erft-Kreis. Ich bin sehr stolz und freue mich, dass es gelungen ist hier ein so großartiges Projekt mit Strahlkraft zu realisieren.“, so Rolf Lucas-Nülle.

„Wir sind uns sicher, dass diese Initiative zu einer entscheidenden Verbesserung der Möglichkeiten an den Schulen führen wird“, unterstreicht Michael Kreuzberg, Landrat des Rhein-Erft-Kreises. „Die Initiative ist Teil eines Gesamtkonzeptes des Kreises im Bereich der Digitalisierung – insgesamt investieren wir als Rhein-Erft-Kreis in den kommenden vier Jahren über eine Million EUR in die digitale Infrastruktur der Berufskollegs und Förderschulen in Trägerschaft des Kreises“, betonte Kreuzberg. Dennoch setzt man weiter auch auf Förderungen von Bundesebene: „Es gibt noch viel zu tun in Sachen Digitalisierung.“