Leonardo-Austauschrunde 2012 am Goldenberg Europakolleg erfolgreich gestartet
Hürth. Ingo Schlierbach ist erleichtert, dass die Fluglotsen-Streiks an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf nicht das letzte März-Wochenende betrafen. Der EU-Koordinator des Goldenberg Europakollegs konnte so zufrieden feststellen, dass alle Schülergruppen wohlbehalten aus den Partnerländern der Schule, die innerhalb des Leonardo-da-Vinci-Mobilititätsprogramm zusammen arbeiten, zurückgekehrt sind. „Mir ist wirklich ein Stein vom Herzen gefallen, als sich alle Gruppen nach dem Touchdown auf rheinischen Boden bei mir gemeldet haben. Das ganze EU-Team hat in den letzten Monaten so viel Arbeit in die Vorbereitung gesteckt, da wäre es schade gewesen, wenn uns auf den letzten Metern ein Streik einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Alles in allem war es eine wirklich erfolgreiche Austauschrunde.“
Bericht aus Finnland
Eine zweite Gruppe mit 12 Gestaltungstechnischen Assistenten flog Anfang März ins finnische Kouvola; dort befindet sich die Partnerschule KSAO des Hürther Berufskollegs. Der Austausch findet in diesem Jahr bereits zum 8. Mal statt und wird erstmalig federführend von der stellvertretenden EU-Koordinatorin Sabine Staiger betreut. Zuvor hatte sie bereits als Referendarin zwei Goldenberger Schülergruppen in das winterliche Finnland begleitet. Von ihren Erlebnissen dort inspiriert hatte sie den Austausch sogar im Rahmen ihrer Zweiten Staatsarbeit wissenschaftlich analysiert und aufgearbeitet. Das Ergebnis war das Travellog – ein personalisierter Reiseführer, in dem die wichtigsten Hinweise für die Schüler stehen und der ausreichend Rubriken enthält, in denen die Finnlandneulinge Lernzuwachs, Erlebnisse und Erfahrungen festhalten können.
Obwohl die Fachlehrerin für Gestaltungstechnik und Englisch bereits eine alte Häsin in Kouvola ist, entdeckte sie wieder viel Neues: „Unsere finnischen Kollegen haben auch in diesem Jahr einen abwechslungsreichen Austausch organisiert und neue, begehrte Praktikumsbetriebe für unsere Schülerinnen und Schüler gefunden – vom Innenausstatter, Modedesigner über eine Pressestelle bis hin zum Möbelrestaurator werden unterschiedliche Bereiche der Gestaltung abgedeckt.“
Bericht aus der Türkei
Sieben Schülerinnen und Schüler hat es in die Türkei, genauer gesagt nach Istanbul und Isparta, verschlagen. Für fünf von ihnen lag die Entscheidung nahe, in dem Land am Bosporus ein selbst organisiertes Praktikum zu absolvieren, denn dort liegen ihre Wurzeln. Emine und Abdusch haben zwei Goldenberger Schülerinnen mit ihrer Reisevorbereitung angesteckt und so haben sich auch Christina und Annette für einen Aufenthalt in Istanbul entschieden. Dort erhielten sie Einblicke in das tägliche Wirken eines Grafikdesigners und zwar bei „Nazli Gida“, einem der größten Süßigkeitenhersteller des Landes mit eigener Grafik- und Werbeabteilung. Die Goldenberger Schüler entwickelten selbst Designs für die Produkte des Unternehmens und Werbekampagnen.
Fatih, Mohammed und Ebubekir landeten in Isparta bei „Dilara Yayincilik“. Dieser Betrieb gestaltet und produziert Flyer, Poster, Werbeanzeigen und Hochzeitskarten. Hier konnten die Schüler ihre Kenntnisse in Photoshop, Corel Draw und Acrobat unter Beweis stellen und vor allem in der Praxis anwenden. Kundenkontakt hatten sie ebenfalls, hier stellte ihre bilinguale Erziehung einen klaren Vorteil dar.
Hier der Bericht des Teams in Istanbul:
Ein Praktikum auf die türkische Art und Weise
Von Anfang an stellten wir die kulturellen Unterschiede zu Deutschland fest, da hier in der Türkei eine ganz andere Mentalität herrscht. Den ersten Eindruck erhielten wir auf der Straße, als wir an unserem ersten Wochenende im Verkehrschaos landeten. Hier gibt es scheinbar keine Straßenverkehrsordnung und so wird schon ein kleine Fahrt mit dem Bus zum Abenteuer.
Die Stadt scheint nie zu schlafen, selbst an einem Sonntag sieht man tausende Menschen einkaufen. Die Märkte sind bunt geschmückt mit den verschiedensten Dingen, die das Herz begehrt. Die Verkäufer ziehen einen schon mit ihren Blicken in die Läden, jedoch begegnen die meisten einem sehr freundlich.
Wir hatten das Glück von türkischen Bekannten zum Frühstück eingeladen zu werden, dort haben wir das Wort „Gastfreundlichkeit“ mal ganz anders kennen gelernt, die Tische sind reichlich mit Essen gedeckt und man wird wie ein Familienmitglied aufgenommen. Abends ist es besonders schön, wenn in der kleinen Stadt Eminönü die Boote mit ihren Lichtern im Wasser schwanken und die Moscheen beleuchtet werden. Als wir an einem Abend an der Galata-Brücke spazieren gegangen sind, konnten wir die kleinen Bars und Restaurants erkunden.
Unser erster Arbeitstag verlief reibungslos, da die Leute uns freundlich empfangen haben und uns in unseren Arbeitsplatz einwiesen. Dort bekamen wir mehrere Aufgaben, die für uns als Gestalter sehr interessant waren, da wir dort unsere Vorkenntnisse unter Beweis stellen konnten. Die Mitarbeiter waren alle sehr freundlich, auch wenn die Kommunikation manchmal schleppend verlief. Unsere Ideen kamen gut an, sodass sie umgesetzt wurden. Die Firma war sogar so begeistert von unseren Ergebnissen, dass sie weiterhin in Kontakt bleiben will.
Wer Lust auf eine spannende Zeit haben will, sollte einmal in Istanbul gewesen sein und am besten dort gearbeitet haben. Wir hatten viel Spaß und es war für jeden von uns eine Bereicherung hier gewesen zu sein.
Annette Botulu, Abdusch Piroglu und Christina Jeschke