Leider schon Tradition – Zeugnisfeier mit Abstand

Erfolgsgeschichte: Von der Flüchtlingsklasse zum Abitur

Hürth/Wesseling. Das war ein langer Tag für die Klassenlehrer*innen und Bildungsgangleiter*innen der Absolventenklassen 2021. Lange Zeit war nicht klar gewesen, ob es überhaupt eine Abschlussfeier mit der Familie geben können. Dank sinkender Zahlen konnten die Goldenberger Lehrer*innen ihre Schüler*innen jetzt aber doch feierlich verabschieden. Und zwar in Präsenz und nicht in Form einer Videokonferenz, wie der Unterricht häufig im letzten Jahr ausgesehen hatte.

Wie bereits vor einem Jahr erhielten nicht alle Klassen gleichzeitig ihre Zeugnisse, sondern in separaten Veranstaltungen über den ganzen Tag verteilt in der Sporthalle, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Zwischendurch wurden alle Flächen desinfiziert. Alle Anwesenden mussten zuvor einen Negativtest vorweisen.

Um die Schüler*innen ein allerletztes Mal zu testen, hatte Sabine Staiger, Gestaltungslehrerin und Klassenlehrerin der Gestaltungstechnischen Assistenten, ein Rätsel erstellt, das bei richtiger Auflösung einen QR-Code zeigte, der zu Fotos aus der Schulzeit führte. Die Fragen stammten ebenfalls aus der Schulzeit am Goldenberg Europakolleg.

Schulleiter Matthias Herwartz berichtete in seiner Begrüßungsrede von einem Experiment, in dem Flöhen ihre Sprunghöhe genommen wurde; diese konnten sie auch nach dem Ende des Experimentes nicht mehr zurückerlangen. Damit forderte er die jungen Erwachsenen auf, die nun mit dem Zeugnis in der Hand in die Welt hinaustreten, ihre Grenzen immer wieder auszutesten. Er freue sich schon auf die Ergebnisse ihrer Kreativität.

Als erste Klasse erhielten die Gestaltungstechnischen Assistent*innen ihr Zeugnis der Fachhochschulreife. Stellvertretend für die gesamte Schüler*innenschar hielt Deborah Marienfeld eine Rede und ließ die vergangenen Jahre Revue passieren. Die Zuhörer*innen merkten, dass es neben Corona auch Raum für andere, erfreuliche Schulerlebnisse gegeben hatte. Deborah warnte die jungen Erwachsenen davor, nicht auf ein Ziel schnurgerade hinzusteuern. Sie prognostizierte, dass viele Entscheidungen – für ein Studium oder eine Ausbildung – im Laufe des Lebens noch einmal revidiert werden. Dies ist sicherlich eine Erkenntnis, die Corona den Jugendlichen nahegebracht hat: flexibel zu bleiben für die Ereignisse, die uns auf dem Lebensweg begegnen. Ähnlich hatte es Matthias Herwartz zuvor schon ausgedrückt, als er Kurt Tucholsky zitierte: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis.“

Als musikalisches Intermezzo sangen Bianca und Valeria – ebenfalls Gestaltungstechnische Assistentinnen – ein Lied von John Legend, das den Gästen Gänsehaut bereitete. Ihre Sangeskünste hatten sie bereits in ihrer Zeit am Goldenberg bei mehreren Musicalaufführungen unter Beweis gestellt.

Zwei der Absolventen können auf eine besondere Zeit am Goldenberg Europakolleg zurückblicken: Die beiden haben in der IFK, der internationalen Förderklasse, in der viele Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund erste Deutschkenntnisse erlernen, begonnen. Mansour Farahmand hat anschließend die einjährige Berufsfachschule und dann drei Jahre lang die Gestaltungstechnische Fachabiturklasse besucht – alles am Goldenberg Europakolleg. Xavier Joza hat ebenfalls nach dem Besuch der IFK die Berufsfachschule angeschlossen und nun die Allgemeine Hochschulreife erlangt. Sein nächstes Ziel: Er wird im Herbst ein Studium in Bonn antreten.