»Praktisch unschlagbar« in Berlin

Hürther Berufsschülerinnen gewinnen Bundeswettbewerb

Berlin/Hürth. Keine Frage – eine Piaggio Ape fällt auf, denn der italienische Kleintransporter kommt auf nur drei Rädern daher. Die Aufmerksamkeit lässt sich steigern – indem man drei Piaggio Apes auf die Reise schickt. Noch dazu farbenfroh gestaltet. Zu der Gestaltung der drei Flitzer hatten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) aufgerufen. Gesucht wurden Gestaltungsentwürfe von Azubis für die drei Infomobile, die in diesem Jahr auf große Tour durch Deutschland gehen.

Diesen Aufruf hörte auch die WT M, die Mittelstufe der Werbetechniker-Azubis am Goldenberg Europakolleg in Hürth. Das Lehrteam Lydia Trost, Anne Marquard und Markus Beusch war kurz vor Einsendeschluss der Entwürfe auf den Wettbewerb gestoßen und hatte ihn kurzentschlossen der Klasse vorgestellt: »Die Beschriftung von Kraffahrzeugen ist eine der Hauptanforderungen an den Beruf. Räumliches Vorstellungsvermögen, Farbsicherheit, Entwurfsstärke und der kreative Umgang mit Schrift, Form und Farbe am Grafik-PC gehören zu den Stärken des Werbetechnikers.« »Aber auch handwerkliches Geschick und Materialkenntnis waren hier gefragt, denn die Karosserie mit ihrer Spezialanfertigung stellte große Herausforderungen an den Handwerkernachwuchs«, ergänzt Lydia Trost.

»Und nicht zuletzt entschied das erfolgreiche Miteinander im Team über die Wettbewerbsfähigkeit der Teilnehmenden«, weiß Anne Marquard zu berichten, die die Arbeit der Klasse am Rechner betreute.

Der knappe Zeitfaktor stellte überhaupt kein Problem dar. »Werbetechniker sind es gewohnt, unter Hochdruck kreative Ideen zu entwickeln und umzusetzen,« bestätigten die Lehrenden, die allesamt aus der handwerklichen Praxis in den Schuldienst gelangt sind, einstimmig.

Von den 22 Schülern in der Klasse, davon ungefähr dreiviertel junge Männer, haben es ausgerechnet drei junge Frauen geschafft, mit dem von der Ausschreibung geforderten „coolen Design“ für den Kleintransporter zu überzeugen.

Franziska Elbers (Sign & Shop Werbeservice, Bonn), Juliane Michaely (UGW Werbetechnik & Neondesign, Köln) und Julia Kramer (Sign Factory, Leverkusen) reisten daraufhin im April nach Berlin, um „ihre“ Piaggio Ape höchstpersönlich zu verwandeln. Und zeigten dort, dass sie während ihrer Ausbildung bereits mit einer weiteren wichtige Eigenschaften ausgestattet wurden: der Herausforderung mit einer guten Portion Vertrauen in die eigenen Kentnisse und Fertigkeiten zu begegnen.

Dabei ließen sie sich die drei jungen Handwerkerinnen von der Arbeit der beiden anderen Siegerteams an deren Infomobilen sogar noch einmal anspornen und beendeten als erste die Umgestaltung des Fahrzeugs. Aber sie überzeugten vor Ort nicht nur mit zügiger und tadelloser Arbeit; mit ihrem Material und Werkzeug unterstützten sie sogar die beiden anderen Teams. »Die anderen haben gemerkt. dass eine gute Vorbereitung schon die halbe Miete bedeutet«, bestätigt Franziska gelassen, »genau so, wie wir es am Goldenberg gelernt haben«.

Aber auch die Freude an der Arbeit mit einem anfassbaren Ergebnis kam nicht zu kurz. Dazu äußert sich Juliane Michaely: „Den meisten Spaß am Infomobil-Wettbewerb hat uns die Umsetzung vom Entwurf bis zur Gestaltung, also bis zum fertigen Endprodukt, gemacht.“ Die vier Tage, die die drei jungen Werbetechnikerinnen in der Bundeshauptstadt verbringen durften, haben natürlich dazu beigetragen.

Prof. Schavan

So ist Julia Kramer sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir sind superstolz, dass wir mit dem fertigen Infomobil jetzt auch einmal Probe fahren können, bevor sie auf große Deutschlandtour gehen.“ Die Deutschlandtour der Informationsoffensive „Berufliche Bildung – praktisch unschlagbar“, das sind drei bunte Infomobile, dreißig Städte und jede Menge Aktionen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung. Mitte Mai verabschiedete Prof. Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, die Infomobile in Berlin.

Mit der Infotour beabsichtigen BMBF und BMWi, die Attraktivität der dualen Ausbildung und die Chancen beruflicher Weiterbildung deutlich zu machen. An Schulen und bei Bildungsmessen werden Informationen über zukunftssichere Berufe und Branchen mit guten Aufstiegsmöglichkeiten und über den konkreten Bedarf ortsansässiger Branchen bereitgestellt.

»Die Infotour ›Berufliche Bildung – praktisch unschlagbar‹ ist für die deutsche Wirtschaft in Zeiten geburtenschwacher Jahrgänge von großem Wert«, so Prof. Dr. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, der sich zum Auftakt der Deutschlandtour äußerte: „Jedes Jahr investieren die Unternehmen weit über 50 Milliarden Euro in die betriebliche Aus- und Weiterbildung. Dies ist Beweis für den hohen Stellenwert, den die berufliche Bildung bei den Unternehmen hat. Die deutsche Wirtschaft braucht auch in Zukunft leistungsstarken Nachwuchs. Ich begrüße daher die Kampagne und ihre Botschaft: Berufliche Bildung ist ein äußerst vielseitiger, interessanter und chancenreicher Bildungsweg.“

Schließlich bestätigte die Ministerin in ihrer Laudatio auch dem Goldenberg Europakolleg eine hervorragende Ausbildung im Handwerk und eine gelungene Vorbereitung junger Erwachsener auf die berufliche Zukunft.

Im September haben Juliane, Franziska und Julia Gelegenheit, „ihr“ Infomobil wiederzusehen, dann nämlich machen die drei Piaggio Apes in Köln Station.