24. Ausbildungsbörse unter erschwerten Bedingungen

Reger Besucherandrang trotz strenger Coronaregeln

Hürth. Ein großer Stein fiel Samstagabend allen Beteiligten vom Herzen: Die 24. Ausbildungsbörse der Stadt Hürth hatte als Präsenzveranstaltung stattfinden können unter strengen Coronamaßnahmen wie verpflichtendem Schnelltest, umständlichen Einbahnstraßensystem und fehlenden Verpflegungsmöglichkeiten. Und trotzdem war das mehrheitliche Fazit am Ende des Tages: Das hat sich gelohnt!

Denn nach der Zwangspause im letzten Jahr aufgrund der Pandemie wissen die Lehrkräfte und Ausbilder und Ausbilderinnen im schulischen und dualen Bildungsbereich: Gerade in diesem Jahr ist der Beratungsbedarf bei Jugendlichen enorm groß. Die beiden Coronajahre haben den Schülern in der 9. und 10. Klasse die berufliche Orientierung erheblich erschwert. Die Informationen an den Ständen der Aussteller aus Industrie und Handwerk sowie die Beratungen durch die Bildungsgänge des Goldenberg Europakollegs waren daher sehr gefragt. Die beiden Schulstandorte bieten Kurse mit den Schwerpunkten Gestaltung oder Maschinenbau in Hürth und Chemietechnik in Wesseling an.

Den Vorteil einer Schullaufbahn an einem Berufskolleg erklärt die stellvertretende Schulleiterin Kerstin Kurth, zuständig für die Schulberatung: „Bei uns am Berufskolleg fangen alle weiterqualifizierenden Bildungsgänge in Klasse 11 an, das bedeutet, dass sich alle Klassen neu zusammenfinden. Zu uns kommen Schülerinnen und Schüler von allen Schulformen – vom Gymnasium, über Gesamtschule und Realschule bis zur Hauptschule.“ Dabei spielt die vorherige Schule keine Rolle am Goldenberg Europakolleg, denn, so Kurth, „für alle Schüler ist es neu und für viele auch ausschlaggebend, dass bei uns dem berufsbezogenen Unterricht eine große Bedeutung zukommt. Und zwar sowohl im theoretischen Unterricht als auch im Praxisanteil, der in den schuleigenen Werkstätten, Laboren, Ateliers, PC-Räumen und teilweise sogar bei unseren Partnern im europäischen Ausland stattfindet.“

Praxisunterricht erleichtert spätere Berufswahl

Und diese Praxisräume konnten nun in Hürth besichtigt werden, ausgenommen die Chemielabore am Standort Wesseling. Erste Station war die Virtual-Reality-Simulation, die einen Einblick in die Arbeitswelt unter Industrie 4.0 gibt.

Hier konnten Jugendliche ausprobieren, wie mittels eines VR-fähigen Headsets physische und virtuelle Räume miteinander verbunden werden. Im ersten Klassenraum erläuterte Iman Jafari, Lehrer für Konstruktions- und Fertigungstechnik: „Die Schüler modellieren Bauteile mittels einer 3D-CAD-Software wie SolidWorks und speichern diese in verschiedenen Formaten ab.“ Im zweiten Raum übernahm sein Kollege Markus Heinen, der die Neugierigen in die Benutzung von VR-Headset und Controller einführte: „In der Simulation erleben sie dann die in SolidWorks konstruierten Bauteile oder Werkzeuge und können prüfen, ob sie sich im virtuellen Raum zusammenfügen und montieren lassen.“ Schulleiter Karsten Oberländer ergänzt: „Auch ist denkbar, dass man zu Übungszwecken Fehler einbaut, welche die Schülerinnen und Schüler dann lösen müssen. Daran kann eine ganze Klasse gleichzeitig arbeiten. Wenn man sich allein die Kosten für ein reales Automatisierungslabor in Höhe von einer Viertelmillion Euro vor Augen hält, bringt Virtual Reality viele Vorteile. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Auswirkungen von Virtual Reality auf die Arbeitswelt bedeutsam sein werden.“ Weitere Informationen zu Industrie 4.0 am Goldenberg unter https://de.padlet.com/info10236/industrie40.

Schwerpunkte Gestaltung, Maschinenbau oder Chemietechnik

Der Einsatz der VR-Headsets ist in allen drei Schwerpunkten des Goldenberg Europakollegs möglich. Doch auch die konventionellen Fertigkeiten wurden auf dem Tag der offenen Tür von den Schülerinnen und Schülern der Schule demonstriert. So zeigten beispielsweise die Maschinenbautechnischen Assistenten in den Metall-Werkstätten, wie sie an CNC-Maschinen fräsen und drehen. Und wie Computerprogramme in der Mechatronik und Automatisierungstechnik eingesetzt werden.

Wege zu Abitur und Fachabitur am Berufskolleg

Die Beratungsteams hatten gut zu tun. Viele Jugendliche wollten wissen, wie sie nach Klasse 10 eine schulische Weiterqualifzierung in Richtung Allgemeine Hochschulreife erlangen können. Ebenso gab es Informationen, wie der Weg zu Fachoberschulreife und Hauptschulabschluss aussieht. Für manchen Jugendlichen, der durch Corona, Lockdowns und Home Schooling das Ziel aus den Augen verloren hat, bieten die unterschiedlichen Bildungsgänge des Goldenberg Europakollegs eine zweite Chance auf einen schulischen Abschluss. Dass die Möglichkeiten von Berufskollegs allgemein nicht weitreichend bekannt sind, bedauert das Beratungsteam. Aus diesem Grund wurde bei der diesjährigen Börse verstärkt auf die Informationswege gesetzt, welche die sozialen Medien bieten. Ein Team, bestehend aus Lehrer*innen und Schüler*innen, war unterwegs, um markante Situationen aufzunehmen, die das Bildungsprofil des Goldenberg Europakollegs schärfen. Im Instagram-Kanal #goldenbergeuropakolleg kann man die Aktivitäten der Schule verfolgen.

Fester Bestandteil der Ausbildungsbörse war wie in den Vorjahren ein „Parcours der Berufe“. Hierbei werden Berufe erlebbar und begreifbar gemacht. Jugendliche können ihre Konzentration und Fingerfertigkeiten testen und die Ausbilder somit die Stärken und Schwächen von potentiellen Azubis kennen lernen.

Auf der Ausbildungsbörse 2022 waren aufgrund der Pandemie weniger Unternehmen und Einrichtungen vertreten als in den Vorjahren, aber diejenigen, die sich auf den Weg nach Alt-Hürth gemacht hatten, waren von der Atmosphäre begeistert. „Endlich wieder Zeit für persönliche Gespräche,“ meinte ein Ausbilder. Die mittlerweile fast zwei Jahre, in denen Videokonferenzen den beruflichen Alltag bestimmten, lassen uns den persönlichen Kontakt, wenn auch mit AHA-Regeln, wieder sehr schätzen. Ein großes Dankeschön an alle, die die Ausbildungsbörse 2022 mit ihrem Erscheinen unterstützt haben.

Hier eine Auswahl der Stände: