„Kann ein T-Shirt unfair sein?“

Projekt zu nachhaltig und fair produzierter Kleidung am Goldenberg Europakolleg

Hürth. Das Modekarussel dreht sich immer schneller: Statt der traditionellen vier Jahreszeiten-Kollektionen erneuern manche Modegeschäfte mittlerweile ihr Angebot alle zwei Wochen – und das zu Schnäppchen-Preisen, die vor allem Jugendliche mit ihrem knappen Taschengeld in die Innenstädte locken. Grund genug für eine Gruppe von Schülern, sich im Rahmen der Europa-Projektwoche am Goldenberg Europakolleg die Hintergründe der Textilindustrie genauer anzuschauen, die solche Niedrigpreise ermöglichen.

Dabei untersuchten die Schüler zunächst einmal den langen Weg, den ein Kleidungsstück und alle benötigten Komponenten wie Knöpfe und Nieten rund um die Welt zurücklegen, bevor es in Deutschland im Schaufenster landet. Danach nahmen sie die Produktion der Textilien unter die Lupe und richteten den Fokus dabei besonders auf die Arbeitsbedingungen der Näherinnen und Färber in den Ländern des „globalen Südens“, wie heutzutage die Ländergruppe der Entwicklungs- und Schwellenländer bezeichnet wird. Die manuelle Kleidungsherstellung dort bedeutet für die Männer und Frauen eine hohe Arbeitsbelastung und außerdem starke Gesundheitsgefährdung, weil sie die Kleidung für den europäischen Markt mit riskanten Chemikalien behandeln müssen. Für ihre harte Arbeit erhalten sie nur einen Bruchteil dessen, was das T-Shirt oder die Jeans später im Laden kosten – ca. 1 Prozent.

Nora Rütten (rechts) von TransFair e.V. beim Workshop HP

Überblick im Siegel-Wirrwarr

Kompetente Unterstützung erhielten die Schüler von Nora Rütten von „TransFair e. V.“ aus Köln. Die studierte Geographin und Ethnologin verschaffte ihnen einen Überblick über verschiedene Siegel, die ökologische und faire Standards kennzeichnen wie das Baumwollsiegel von „Fairtrade“ oder das Logo der „Fair Wear Foundation“. Sie erklärt: “Entlang der Wertschöpfungskette von Textilien werden verschiedene Verbesserungen sowohl für die Umwelt als auch die beteiligten Arbeiter und Arbeiterinnen umgesetzt. Dies lässt sich vom Konsumenten durch verschiedene Siegel und Logos an der Kleidung erkennen. Momentan wird außerdem ein Standard entwickelt, der die gesamte Produktionskette abdecken soll. Dabei tragen nicht nur die Konsumenten Verantwortung, sondern auch die Unternehmen und Fabriken hier und in den Ländern des globalen Südens.“

Klasse statt Masse

Ein Fragebogen, den die Schüler und Schülerinnen ausfüllten, brachte es an den Tag – nur ein Bruchteil der Kleidungsstücke im Kleiderschrank wird auch regelmäßig getragen. Teilweise hängen sogar noch die Etiketten dran. Oliver Schwederski (23) aus dem Abitur-Bildungsgang der Gestaltungstechnischen Assistenten zog am Ende des Workshops ein Fazit: „Nach diesen ganzen Informationen wird deutlich, dass wir als Konsumenten eine Wahl haben: Viele Kleidungsstücke billig einzukaufen oder ausgewählte Teile aus dem fairem Handel zu beziehen.“

Vintage statt Einheitslook

Den Abschluss des Projektes stellte eine Kleidertauschbörse dar: Am Präsentationstag der Goldenberger Europawoche bauten die Schülerinnen und Schüler Kleiderständer auf und präsentierten Klamotten, Schuhe und Modeschmuck; diese Teile waren zuvor von Lehrern und Schülern zur Verfügung gestellt worden. Aus diesem Angebot konnten sich die Besucher des Second-Hand-Standes dann bedienen. Schülerin Jule Buchheim (19) begrüßte diese Aktion, denn die angehende Abiturientin mit dem Schwerpunkt „Gestaltungstechnik“ shoppt selbst in Second-Hand-Läden: „Ich mixe gerne neu gekaufte Klamotten mit alten Stücken, die schon eine Geschichte haben. Dadurch entsteht ein einzigartiger Style.“

Informationen über die Bildungsgänge der Gestaltungstechnischen Assistenten sowie über weitere Abitur-Möglichkeiten am Berufskolleg bietet der Tag der offenen Tür des Goldenberg Europakollegs am Samstag, 22. November, von 10 bis 14 Uhr in Alt-Hürth. MÜN