Vier Wochen auf der Insel

Goldenberger Design-Schülerinnen zum Praktikum auf Malta

Hürth/Malta. Im gerade abgeschlossenen Schuljahr machte sich wieder eine Gruppe von Goldenberger Schülern auf den Weg in ein vierwöchiges Praktikum auf Malta. Diesmal bestand die Gruppe aus angehenden Abiturientinnen mit dem Leistungskurs Gestaltungstechnik bzw. dem Prüfungsfach Digitale Gestaltung. Für sie war der Zeitpunkt ideal, denn von Mitte März bis Ende Mai fand auf der Mittelmeerinsel die maltabiennale.art 2024 statt, einer Design-Expo in Anlehnung an das große Vorbild in Venedig.

Vielfalt an Praktika

Die Praktika fanden in unterschiedliche Unternehmen statt – angefangen bei einem renommierten Architektur-Studio, das sich auf die Einrichtung von individuellen Boutique Hotels spezialisierte über Hochleistungsdruckereien, die den europäischen Markt bedienen bis hin zu kleinen One-Man-Grafikdesignbetrieben.

Zu „VB Professional Furniture Spraying“, einem Unternehmen für die Restaurierung alter Möbel und Immobilien, verschlug es die Mittelstufen-Schülerin Franziska Mia Zander (18). Die angehende Abiturientin hatte sich einen Einsatz gewünscht, in dem sie handwerklich arbeiten konnte: Spachteln, Schleifen, Spritzlackieren waren ihre Aufgaben. Dafür nahm sie einen sehr frühen Arbeitsbeginn und einen langen Fahrtweg in Kauf. Ihr Einsatz lohnte sich: Sie wurde in das kleine Team sofort freundschaftlich aufgenommen und begleitete es zu Kundenbesuchen. Auf diese Weise erhielt sie Einblicke, die man als Tourist sonst nicht erlebt. Angefangen bei der Restaurierung alter, schwerer Hoftüren bis hin zur Komplett-Restaurierung einer rustikalen Villa in Msida im Nordosten der Insel. Gefragt nach ihrem Lieblingsmoment, zögert sie nicht: „Das I-Tüpfelchen beim fertigen Produkt aufsetzen.“ Das bedeutet, nach Fertigstellung der Möbel diese einer Qualitätskontrolle zu unterziehen und eventuelle Lücken in Stuck oder Lack auszubessern. Damit stellte Franziska ihren guten Blick für Details unter Beweis. Und auch die Endmontage in den Häusern der Kunden erfüllte sie mit einem guten Gefühl: „Das war schon toll zu sehen, wie die Möbel, an deren Einzelteilen wir so lange gearbeitet hatten, endlich ein Gesamtbild ergaben.“

Mix aus Handwerk und Digitalkompetenzen

Neben den handwerklichen Tätigkeiten kamen auch Franziskas Digitalkompetenzen zum Einsatz. Das aufstrebende Unternehmen VB benötigte Werbemittel für die Gewinnung neuer Kunden. Das brachte Franziska auf eine Idee: Sie entwickelte drei Portfolios, mit denen VB potenziellen Kunden die Einsatzgebiete der Betriebes visuell vorstellen kann. Außerdem gestaltete sie Info-Flyer und überarbeitete den Internetauftritt. All diese Kompetenzen erlernt Franziska im Abiturkurs GTA am Goldenberg Europakolleg. Im Leistungskurs Gestaltungstechnik und den Prüfungsfächern Grafikdesign und Digitale Gestaltung dreht sich alles um Web-Auftritte, Logos und Zielgruppen.

Am Wochenende blieb auch Zeit für Ausflüge, um die Mittelmeerinsel zu erkunden. Was Franziska am besten gefiel: „Unser Ausflug auf die Nachbarinsel Gozo mit unserer ganzen Gruppe war sehr schön. Und die Klippen von Dingli fand ich sehr beeindruckend.“

Raus aus der Komfortzone

Nicht nur für ihre berufliche Zukunft lernten die Schülerinnen einiges, auch die persönliche Entwicklung der jungen Frauen verlief positiv. Einige wenige fühlten sich anfangs überfordert von der plötzlichen Selbstständigkeit in einem fremden Land, in dem sie Startschwierigkeiten mit ihrer Unterkunft und im Praktikumsbetrieb selbst regeln sollten und verließen sich sehr auf die telefonische Unterstützung aus der Heimat. Doch mit der Zeit wurden alle jungen Frauen immer selbstständiger. Das ist eine Erfahrung, die Goldenberg-Lehrer Henno Reisinger im zeitgleich stattfindenden Austausch im spanischen Valencia ebenfalls machte. „Es war für die Schüler – egal ob volljährig oder nicht – ein großer Schritt, außerhalb der vertrauten Schulatmosphäre mit ihren Praktikumsbetreuern über ihre Aufgaben zu kommunizieren. Und das auch noch in einer fremden Sprache. Das kostete am Anfang viel Überwindung, vor allem, wenn nicht alles reibungslos klappte und sie Fehler korrigieren sollten.“

EU-Austausche fördern Selbstständigkeit

Mit diesen Erfahrungen steht Henno Reisinger nicht allein da. Experten bestätigen, dass die Pandemiejahre mit ihren Lockdowns und reduzierten Kontaktmöglichkeiten dazu beigetragen haben, dass junge Erwachsene teilweise noch nicht so viel Erfahrung – und vor allem Sicherheit – im Austausch und in der Kommunikation mit anderen sammeln konnten. Hier sprechen Soziologen von einer verzögerten Adoleszenzphase. Der Goldenberger Lehrer ist sich sicher: „Unsere Europaaustausche stellen einen wichtigen Schritt in der Entwicklung unserer Schülerinnen und Schüler zur Selbstständigkeit dar.“

Jugendliche, die sich für einen Abitur- oder Fachabiturkurs in Verbindung mit dem Schwerpunkt Gestaltung interessieren, sollten sich Freitag, 11. November, im Kalender notieren. Dann findet der Zukunftstag, ein Tag der offenen Tür statt. Hier können sich Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 und 10 über Wege zum Abitur informieren.