Wesselinger Berufsschüler analysieren finnisches Wasser
Wesseling/Kouvola. Das europäische Netzwerk am Goldenberg Europakolleg in Wesseling wächst und wächst. Nachdem im letzten Jahr bereits Berufsschüler der Elektronik für Automatisierungstechnik im finnischen Kouvola ein Auslandspraktikum absolvierten, reisten nun erstmalig angehende Chemielaboranten dorthin: Sie analysierten im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Mobilitätsprojektes drei Wochen lang die Wasserqualität in Unternehmen vor Ort.
Marcel Leifgen (19), seit zwei Jahren in der Ausbildung beim Kölner Chemieunternehmen INEOS, lernte die Abläufe der UPM Kymi Zellstofffabrik kennen, die hochwertige Papiere herstellt. Der angehende Chemielaborant führte fotometrische Analysen durch, mit denen der Aluminiumgehalt des Rohwassers bestimmt wird, das bei der Papierherstellung anfällt. Diese Analysen werden regelmäßig vorgenommen. Vor acht Jahren konnte dadurch nach einem Rohrbruch innerhalb der Fabrik schnell nachgewiesen werden, dass der der Fabrik den Namen gebenden Fluss Kymi nicht nachhaltig verunreinigt wurde. Marcel Leifgen findet, dass der Einblick in das finnische Unternehmen ihm ein interessantes Berufsfeld eröffnet hat: „Die Wasseranalyse ist ein sehr wichtiges Aufgabengebiet, weil alle anfallenden Wässer wie Abwasser, Rohwasser und Trinkwasser untersucht werden.“
Daniel Frank (19), ebenfalls INEOS, verschlug es zu KCL Kymen Laboratorio Oy, einem Analytik-Labor, das u. a. für die Stadt Kouvola tätig ist und die Qualität der städtischen Gewässer kontrolliert. Die Analyseverfahren kannten die beiden Oberstufenschüler bereits zum Teil aus ihrer Ausbildung bei Ineos und dem Fachunterricht am Goldenberg Europakolleg. Neu für beide: Sie mussten sich an einem Arbeitsplatz zurechtfinden, an dem nur Englisch gesprochen wird.
Zeit, um Land und Leute kennenzulernen, blieb neben aller Arbeit auch: Die beiden jungen Rheinländer unternahmen zusammen mit finnischen Auszubildenden einen Ausflug in den Nationalpark Repovesi in Südfinnland. Dabei konnten sie sich immer besser mit ihren Gastgebern verständigen. Dazu äußert sich Marcel: „Mein Alltags-Englisch hat sich auf jeden Fall verbessert. Ich habe auch nicht mehr so große Hemmungen, etwas falsch zu machen.“
Zeitgleich, aber mit einem eigenständigen Arbeitsauftrag, waren zwei Fachlehrer für Chemie aus Wesseling in Kouvola: Dr. Jens Reinecke und Dr. Alexander Koch untersuchten den Bildungsgang „Laboratory Technician“, der vergleichbar mit dem Bildungsgang der Chemielaboranten ist. Dr. Reinecke ist mit den Praktikumsbetrieben überaus zufrieden. „Das Know-how und die Ausstattung auf hohem Niveau haben mich überzeugt. Vor allem die spezialisierten Maschinen für die Papierherstellung bekomme ich sonst nicht zu sehen.“
Sabine Staiger, EU-Koordinatorin am Goldenberg Europakolleg, freut sich über den gelungenen Startschuss für den Austausch der Laboranten: „Als Berufskolleg ist es uns besonders wichtig, gerade die Mobiltät der Berufsschüler zu fördern. Damit erhöhen wir ihre Berufsaussichten in einer globalisierten Arbeitswelt.“
Dr. Reinecke und Dr. Koch planen, den Austausch in den kommenden Jahren auszuweiten. Erste Gespräche mit weiteren Praktikumsbetrieben in Kouvola haben bereits stattgefunden.