Letzte Ausstellung vor Abriss des Hürther Kunstraums

Bürgermeister besucht Kunstprojekt eatART der Abiturklasse am Goldenberg Europakolleg

Hürth. Beeindruckt zeigte sich Bürgermeister Walther Boecker, als er am Freitagabend die Kunstausstellung „eatART“ der Abiturklasse des Goldenberg Europakollegs besuchte. Interessiert sah er sich die vielfältigen Werke an, die von den jungen Künstlern gemalt, geschreinert, getöpfert oder andersartig geschaffen worden waren.

Das Kunstprojekt rund ums Essen stand unter dem Motto „Think:wild – eat:civilized“. Diese bewusst kontroverse Anleitung hat 26 Gestaltungstechnische Assistenten und Assistentinnen der Mittelstufe mit dem Schwerpunkt Grafik- und Objektdesign, kurz GTAM, in die Werkstätten des Hürther Künstlers Friedemann Dott geführt. Dort erlernten sie in drei unterschiedlichen Workshops alte Handwerkstechniken und setzten sich mit dem Thema „Essen“ in all seinen Facetten auseinander: Von Mangel an Essen bis zur Überflussgesellschaft, von Fast Food bis zum liebevoll gedeckten Esstisch – die Schüler näherten sich dem Grundbedürfnis Nahrungsaufnahme aus verschiedenen Blickwinkeln.

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Silvia Schmitz, Klassenlehrerin der GTAM, freut sich, Friedemann Dott für das Kunstprojekt gewonnen zu haben. Der Dozent für Bildende Kunst am Hürther Kinderatelier fand die Arbeit mit den angehenden Abiturienten spannend: „Normalerweise gebe ich Kurse für Kinder. Hier hatte ich mit jungen Erwachsenen zu tun, die sich bereits reflektiert mit Kunst und Design beschäftigen und viele Ideen mitbringen, die Kunst vor allem als Raum für freie Ausdrucksformen verstehen und respektieren.

Kai Corsten, Schüler der GTA, findet das Kunstprojekt, das vom Landesprogramm „Kultur und Schule“ NRW unterstützt wurde, eine gute Ergänzung zu den im Stundenplan verankerten Fächern: „Wir haben uns nicht nur künstlerisch mit dem Thema „Essen“ auseinander gesetzt und bei Friedemann Dott alte Handwerkstechniken erlernt. Auch die Vorbereitung der Ausstellung mit allem, was dazu gehört, lag in unserer Hand.“ Dazu gehörte neben der Fotodokumentation und dem Erstellen von Pressemitteilungen auch die Ausstellungskonzeption und das Bewirten der zahlreichen Ausstellungsgäste bei der Vernissage.

Friedemann Dott führte die Schüler auch an einen ungewöhnlichen Werkstoff heran. So mussten die Schüler zunächst einmal große Rinderknochen abkochen, um sie von überflüssigen Gewebe zu befreien, bevor sie zu Tischbeinen weiterverarbeitet werden konnten. Kai Corsten sieht in der ungewöhnlichen Materialbeschaffung eine Inspirationsquelle: „Alles in allem war es eine ungewöhnliche Art, sich dem Thema Möbel zu nähern. Es war zunächst sehr merkwürdig, Knochen abzukochen und zu präparieren. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen und spiegelt gut unsere Gedanken zum Thema wider.“

Die Mittelstufe der GTA befindet sich nach dem erfolgreich verlaufenen Projekt nun im Endspurt zum Abitur. In einem Jahr werden sie ihre Abiturzeugnisse in den Händen halten. „Hoffentlich,“ lacht Nadine Petry, die für ihre Projektarbeit die Mahlzeit als Menschen verbindendes Ritual gewählt hatte, „aber die Mischung aus Theorie und Praxis während des Projekts war noch einmal eine große Motivation für den Schlusssprint zum Abi.“

Während die Klasse ihr bevorstehendes Abitur vor Augen hat, ist Bildungsgangleiterin Silvia Schmitz schon bei der Planung für das nächste Mittelstufen-Projekt. Unter dem Motto „Man muss nicht immer Brecht haben“ konnte die engagierte Lehrerin für das kommende Schuljahr eine Berliner Theaterpädagogin gewinnen. Es geht also auf, hinter und unter die Bretter, die die Welt bedeuten.

Das Projekt „eatART“ wird vom 19. Juli bis zum 6. September 2011 noch einmal im Kreishaus in Bergheim in der „Galerie am Skulpturenhof“ im Rahmen der diesjährigen Abschlusspräsentation zu sehen sein.